1 Auf einmal breitete sich eine große Unzufriedenheit bei den Männern des einfachen Volkes aus. Sie beschwerten sich mit ihren Frauen über ihre jüdischen Stammesbrüder.
2 Die einen klagten: "Wir haben viele Söhne und Töchter und wissen nicht, wie wir satt werden sollen! Wir brauchen Getreide zum Überleben!"
3 Andere sagten: "Um in der Hungersnot Getreide zu bekommen, mussten wir unsere Felder, Weinberge und Häuser verpfänden."
4 Wieder andere beklagten sich: "Und wir mussten unsere Felder und Weinberge verpfänden, um die Steuer für den König bezahlen zu können."
5 Und alle sagten: "Wir sind doch vom gleichen Fleisch und Blut wie unsere Stammesbrüder! Sind unsere Kinder nicht genauso Israeliten wie ihre Kinder? Und doch müssen wir unsere Söhne und Töchter zu Sklaven erniedrigen. Einige unserer Töchter sind schon in ihrer Gewalt, und wir können nichts dagegen tun. Unsere Felder und Weinberge gehören ja anderen."
6 Als ich ihre Klage und diese Worte hörte, wurde ich sehr zornig.
7 Ich dachte gründlich über alles nach und stellte dann die Vornehmen und Vorsteher zur Rede: "Ihr nutzt die Not eurer Brüder schamlos aus!" Dann brachte ich die Sache vor die ganze Volksversammlung.
8 Ich sagte: "Wir haben unsere jüdischen Stammesbrüder, die von Fremden zu Sklaven gemacht wurden, freigekauft, so weit es uns möglich war. Und ihr wollt sie jetzt selber verkaufen, damit sie dann wieder an uns verkauft werden?" Da wussten sie keine Antwort und schwiegen.
9 "Es ist unwürdig, was ihr da tut!", sagte ich. "Solltet nicht gerade ihr in Furcht vor Gott leben? Doch so macht ihr uns zum Gespött für unsere Feinde!
10 Auch ich und meine Brüder und meine Diener haben Geld und Getreide verliehen. Erlassen wir ihnen doch die Rückzahlung!
11 Gebt ihnen unverzüglich ihre Felder und Weinberge, Olivenhaine und Häuser zurück!"
12 Sie erwiderten: "Gut, wir wollen alles zurückgeben und nichts mehr von ihnen fordern. Wir wollen alles tun, was du gesagt hast." Da rief ich die Priester und ließ die Gläubiger vor ihnen schwören, ihre Zusage wirklich zu halten.
13 Außerdem schüttelte ich den Bausch meines Gewandes vor ihnen aus(1) und erklärte: "Genauso soll Gott jeden, der diesen Schwur nicht hält, aus seinem Haus und Besitz herausschütteln. Ja, er selbst sei so ausgeschüttelt und geleert." Da rief die ganze Versammlung: "Amen(2)!" und lobte Jahwe. Alle hielten sich an diese Abmachung.
14 Ich selbst habe vom Anfang meiner Statthalterschaft in Juda an zwölf Jahre lang, vom 20. bis zum 32. Regierungsjahr(3) des Königs Artaxerxes, für mich und meine Brüder auf alle mir zustehenden Unterhaltskosten verzichtet.
15 Frühere Statthalter hatten dem Volk schwere Lasten auferlegt und nicht nur Brot und Wein, sondern auch 40 Silberstücke(4) pro Tag von ihnen genommen. Auch ihre Diener hatten willkürlich über das Volk geherrscht. Ich habe das nicht so gemacht, weil ich Gott fürchtete.
16 Auch beim Bau der Mauer habe ich selbst Hand angelegt und auch meine Leute haben mitgeholfen. Keiner von uns kaufte Land für sich selbst.
17 An meinem Tisch speisten die 150 Vorsteher der Juden, dazu noch die Gäste von den umliegenden Völkern.
18 Jeden Tag ließ ich ein Rind, sechs ausgesuchte Schafe und Geflügel zubereiten. Alle zehn Tage wurden die verschiedensten Weine in großer Menge angeliefert. Trotzdem habe ich auf die Unterhaltskosten, die mir als Statthalter zustanden, verzichtet, denn der Arbeitsdienst lastete schwer genug auf dem Volk.
19 "Denk an mich, mein Gott, und lass mir zugutekommen, was ich für dieses Volk getan habe!"
Anmerkungen
(1) Die vom Gürtel gebildete bauschige Falte des Gewandes, in der man kleinere Gegenstände und Tiere tragen konnte. Ihr Ausschütteln bezeugte die Ernsthaftigkeit des Schwurs.
(2) Amen. Hebräisch: Es werde wahr! Oder: So sei es!
(3) Das 32. Regierungsjahr des Artaxerxes dauerte vom 1. April 433 bis zum 19. April 432 v.Chr.
(4) Das war etwa ein halbes Kilogramm Silber.
Das Buch Nehemia – Kapitel 5
Nachdem die Angriffe von außen nichts brachten, überlegte sich der Teufel eine neue Strategie. Damals wie heute werden erfolgreiche Gemeinschaften (Firmen) von innen heraus zerstört, wenn von außen alles gut abgeblockt wurde.
Des Menschen Egoismus schafft immer neuen Freiraum für einen Ansatz des Teufels.
Bei Nehemia zeigte es sich so, dass die Reichen, welche von Babylon gekommen waren, den Armen Kredite gaben, die sie nicht zurückzahlen konnten und dadurch ihr Land verloren und noch ärmer wurden.
Gott hatte dies eigentlich schon alles geklärt, wie sein Volk mit einander umgehen sollte (3. Mose 25).
Nehemia wird zornig, aber nicht wütend, er bleibt den Gesetzen Gottes treu. Er fragt nach Gottes Weisung (Gebet) und dann redet er mit den Schuldigen.
Die Reichen bekannten sich wieder zum Gesetz Gottes und gaben alles zurück. Nehemia ging mit gutem Beispiel voran (14-19), er lebte sein Leben vorbildlich.
Die Wirtschaft war dadurch nicht generell saniert, allerdings hatten alle wieder eine einigermaßen gute Möglichkeit zu überleben.
Fragen
Frage 1
Gott hat seinem Volk gute Gesetze mitgegeben. In 3.Mo 25 steht etwas von einem „Jobeljahr“. Was ist das.- Antwort zeigen
Antwort
3.Mo 25, 10: Und ihr sollt das Jahr des fünfzigsten Jahres heiligen, und sollt im Land Freilassung für all seine Bewohner ausrufen. Ein Jobeljahr soll es euch sein, und ihr werdet jeder wieder zu seinem Eigentum kommen und jeder zu seiner Sippe zurückkehren. Das heißt, wenn du dein Land verkauft hattest, wird es im 50ten Jahr zurückgegeben, damit sich die Besitzverhältnisse wieder auf den Stand der Landnahme Kanaans stellten – jeder hatte genügend, keiner wurde übervorteilt. Und jeder der sich selbst oder seine Kinder in die Sklaverei verkauft hatte, wurde wieder ein freier Jude.