1 (1)Dem Chorleiter. Mit Saitenspiel auf der Scheminith(2). Ein Psalmlied von David.
2 Straf mich nicht in deinem Zorn, Jahwe,
/ züchtige mich nicht in deinem Grimm!
3 Sei mir gnädig, Jahwe, denn mir ist ganz elend!
/ Heile du mich, Jahwe, denn mein Körper zittert
4 und ich bin ganz verstört.
/ Wie lange noch, Jahwe?
5 Kehr zurück, Jahwe, und rette mich!
/ Befreie mich um deiner Liebe willen!
6 Im Tod denkt niemand an dich,
/ bei den Toten wird keiner dich preisen!
7 Vom Stöhnen bin ich erschöpft,
/ ich weine die ganze Nacht.
/ Mein Bett ist nass von Tränen.
8 Meine Augen sind vor Kummer getrübt,
/ gealtert wegen meiner Bedränger.
9 Macht euch fort, ihr Verbrecher!(3)
/ Jahwe hat mein Weinen gehört.
10 Jahwe hat mein Flehen vernommen.
/ Jahwe nimmt mein Beten an.
11 Meine Feinde sind blamiert und ganz bestürzt,
/ sie kehren um und schämen sich.
Anmerkungen
(1) Psalm 6 ist der erste der sieben Bußpsalmen.
(2) Scheminith. Entweder ist hier ein Achtsaiteninstrument gemeint oder die Anweisung, alles eine Oktave tiefer zu spielen.
(3) Wird im Neuen Testament von Jesus Christus zitiert: Matthäus 7, 23.
Dieser Psalm zeigt ganz klar, dass auch Leute, die mit Gott im Bund stehen schwierige Zeiten durchmachen.
Der Ruf um Gnade sollte unser aller Gebetsleben bestimmen. Selbst wenn es uns gut geht, bleiben wir unendlich weit hinter dem zurück, wie unser Leben aussehen sollte. Obwohl wir um immer größere Manifestationen von Gottes Gnade in unserem Leben rufen sollten, hilft uns gerade unsere Unzulänglichkeit, die Herrlichkeit (Schönheit) Gottes und Christi zu sehen, weil wir den gewaltigen Unterschied zu uns selbst sehen können.
Selbst im Leiden dürfen wir darauf vertrauen, dass es besser werden wird und dass Gott unser Gebet erhören wird – wenn nicht jetzt, dann ganz sicher, wenn wir eines Tages bei ihm sein werden.
Wahrscheinlich steht bei euch in Vers 5 (oder Vers 6 bei Elberfelder) für “Sheol” “Totenreich” oder “Grab”. Dieses Wort hat in den Psalmen zwei Bedeutungen: Einerseits Grab (Psalm 141, 7), zum anderen ist damit der Ort gemeint, an den die Gottlosen, nicht aber die Gläubigen, hingehen (Psalm 49, 14-15).