2. Mose-21

Das Bundesbuch (Kapitel 21-23)

1 "Folgende Rechtsordnungen sollst du ihnen vorlegen:

2 'Wenn du einen hebräischen Sklaven kaufst, soll er dir sechs Jahre lang dienen. Im siebten Jahr soll er unentgeltlich als freier Mann entlassen werden.

3 Ist er allein gekommen, soll er allein gehen. War er verheiratet, soll seine Frau mitgehen.

4 Falls sein Herr ihm eine Frau gegeben hat, bleiben die Frau und ihre Kinder Eigentum ihres Herrn. Nur er selbst ist frei.

5 Wenn der Sklave aber sagt: "Ich liebe meinen Herrn, meine Frau und meine Kinder; ich will nicht freigelassen werden!", 6 dann soll sein Herr ihn in der Gegenwart Gottes an die Tür oder den Türpfosten stellen und ihm das Ohr mit einer Ahle durchbohren. So wird er für immer sein Sklave sein.

7 Wenn jemand seine Tochter als Sklavin verkauft hat, darf sie nicht so wie ein Sklave freigelassen werden.

8 Hatte ihr Herr sie für sich selbst bestimmt, aber sie gefiel ihm nicht, dann soll er sie zurückkaufen lassen. Er hat nicht das Recht, sie an Fremde zu verkaufen, weil er seine Zusage nicht eingehalten hat.

9 Hat er sie als Frau für seinen Sohn bestimmt, muss er ihr die Rechte einer Tochter einräumen.

10 Heiratet er sie und später noch eine andere, dann darf er sie in Nahrung, Kleidung und sexueller Gemeinschaft nicht benachteiligen.

11 Vernachlässigt er eine dieser drei Pflichten, muss er sie unentgeltlich freilassen.'

12 'Wer einen Menschen so schlägt, dass er stirbt, wird mit dem Tod bestraft.

13 Hat er ihn nicht absichtlich getötet, sondern Gott hat es durch seine Hand geschehen lassen, dann werde ich dir einen Ort bestimmen, wohin er fliehen kann.

14 Doch wenn jemand seinen Mitmenschen vorsätzlich und hinterhältig umbringt, findet er nicht einmal an meinem Altar Schutz. Er muss von dort weggeholt und getötet werden.'

15 'Wer seinen Vater oder seine Mutter schlägt, wird mit dem Tod bestraft.'

16 'Wer einen Menschen raubt, wird mit dem Tod bestraft, gleichgültig, ob er ihn schon verkauft oder noch in seiner Gewalt hat.'

17 'Wer seinen Vater oder seine Mutter verflucht, wird mit dem Tod bestraft.'(1)

18 'Wenn Männer in Streit geraten und einer verletzt den anderen mit einem Stein oder der Faust, sodass er bettlägerig wird, 19 aber später wieder aufstehen und draußen am Stock umherlaufen kann, ist der Täter nicht körperlich zu bestrafen. Er muss den Verletzten aber für seine Arbeitsunfähigkeit entschädigen und ihm die Heilungskosten erstatten.

20 Wenn jemand seinen Sklaven mit einem Stock so schlägt, dass er ihm unter der Hand stirbt, dann muss das bestraft werden. Dasselbe gilt bei einer Sklavin.

21 Wenn der Sklave aber noch einen oder zwei Tage am Leben bleibt, muss die Tat nicht bestraft werden, denn er schadet sich ja selbst(2).

22 Wenn Männer sich prügeln und dabei eine schwangere Frau stoßen, sodass sie eine Fehlgeburt hat, aber sonst kein weiterer Schaden entstanden ist, dann muss der Schuldige eine Geldstrafe bezahlen. Die Höhe wird vom Ehemann der betreffenden Frau bestimmt und nach gerichtlicher Bestätigung bezahlt.

23 Ist aber ein weiterer Schaden entstanden, dann muss gegeben werden: Leben für Leben, 24 Auge für Auge, Zahn für Zahn,(3) Hand für Hand, Fuß für Fuß, 25 Brandmal für Brandmal, Wunde für Wunde, Strieme für Strieme.

26 Wenn jemand seinem Sklaven ein Auge oder einen Zahn ausschlägt, muss er ihn als Entschädigung dafür freilassen.

27 Dasselbe gilt bei einer Sklavin.'

28 'Wenn ein Rind einen Mann oder eine Frau stößt, sodass sie sterben, muss das Rind mit schweren Steinen erschlagen werden. Sein Fleisch darf man nicht essen. Der Besitzer jedoch bleibt straffrei.

29 Hat das Rind aber schon früher Menschen gestoßen und sein Besitzer hat es nicht eingesperrt, obwohl man ihn gewarnt hatte, dann muss nicht nur das Rind gesteinigt, sondern auch sein Besitzer getötet werden.

30 Wenn ihm die Zahlung eines Sühngeldes erlaubt wird, dann muss er als Lösegeld für sein Leben alles bezahlen, was man ihm auferlegt.

31 Der gleiche Grundsatz gilt auch, wenn das Rind einen Jungen oder ein Mädchen tödlich verletzt.

32 Bei einem Sklaven oder einer Sklavin muss der Besitzer des Rindes ihrem Herrn dreißig Silberstücke(4) zahlen, und das Rind muss gesteinigt werden.'

33 'Wenn jemand eine Zisterne offen lässt oder eine gräbt und nicht abdeckt, und ein Rind oder ein Esel fällt hinein, 34 dann muss er das Tier seinem Besitzer bezahlen. Das tote Tier kann er behalten.

35 Wenn jemandes Rind das Rind eines anderen stößt, sodass es verendet, dann sollen beide Besitzer das lebende Tier verkaufen und den Erlös teilen. Auch das tote Tier sollen sie sich teilen.

36 Hat das Rind aber schon früher gestoßen und sein Besitzer hat es nicht eingesperrt, muss er ein lebendes Rind für das tote erstatten. Das tote darf er behalten.'

37 'Wenn jemand ein Rind oder ein Stück Kleinvieh stiehlt und es schlachtet oder verkauft, dann muss er für das Rind fünffachen Ersatz leisten und für das Schaf oder die Ziege vierfachen.'

Anmerkungen

(1) Wird im Neuen Testament von Jesus Christus zitiert: Matthäus 15, 4, Markus 7, 10.

(2) schadet sich selbst. Wörtlich: es ist sein eigenes Geld. Wenn der Sklave stirbt, hat der Herr eine Arbeitskraft verloren.

(3) Wird im Neuen Testament von Jesus Christus in der Bergpredigt zitiert: Matthäus 5, 38.

(4) Wörtlich: Schekel. Nach archäologischen Funden kann das Durchschnittsgewicht eines Schekel mit 11,5 Gramm angenommen werden.

Gott führt nun für seine Leute das Zivilrecht ein, damit festgelegt ist, wie gewisse Sachverhalte zu regeln sind. Was uns natürlich stört, ist dass es Sklaven gibt. Man muss sich aber im Klaren darüber sein, dass die Rechte für Sklaven, die hier festgelegt werden, weit über das hinausgehen, was damals üblich war und es den Sklaven in Israel (besonders den hebräischen) meist noch besser ging als den Freien woanders.

Besonders schön ist Vers 5, der auch ein Bild für unser Leben ist. Unser Herr ist so gut, das selbst wenn ich frei sein könnte, ich es nicht wollte, denn ihm zu dienen ist besser als Selbstbestimmung. Psalm 63,4 Ja, deine Gnade ist besser als Leben.

Frage zu 2. Mose-21

Was mich ein bisschen zum Nachdenken bringt, ist Vers 22
Im.Prinzip ist das ja auch Totschlag an einem Fremden, wird aber ganz anders gehandhabt..

Antwort

Ich denke, dass gerade der christliche Glaube das Leben in der Schwangerschaft aufwertet. Deshalb würde es mich wundern, dass dieser Vers, weniger Wertigkeit bedeuten würde.

In der Bibelübersetzung, die wir hier verwenden wird der Ausdruck “Fehlgeburt” verwendet, aber ich glaube es geht hier auch um Frühgeburt. (So sieht das zumindest der Kommentar von Mc Donald). In meiner Elberfelder Bibelübersetzung steht “und ihr die Leibesfrucht abgeht”. Das würde beides stützen.

Ich habe mit meiner Frau über den Vers gesprochen, weil es uns auch aufgefallen ist. Es könnte schon sein, dass die Schuld geringer ist, als bei herkömmlichen Totschlag, weil es viel schneller und leichter passieren kann, dass man in der Schwangerschaft ein Kind verliert.

liebe Grüße,
Chris

Gestellt am Montag, 24. Jänner 2011, 17:42 Uhr

Frage zu 2. Mose-21

12 ’Wer einen Menschen so schlägt, dass er stirbt, wird mit dem Tod bestraft
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20 Wenn jemand seinen Sklaven mit einem Stock so schlägt, dass er ihm unter der Hand stirbt, dann muss das bestraft werden. Dasselbe gilt bei einer Sklavin.
21 Wenn der Sklave aber noch einen oder zwei Tage am Leben bleibt, muss die Tat nicht bestraft werden, denn er schadet sich ja selbst.

hallo
vers 21 widerspricht sich mit vers 12

Antwort

Hallo Du

Ich nehme mal an, dass Deine eher implizite Frage ist, ob dem wirklich so ist, oder wie man das erklären kann?

Vers 21 beschreibt einen Fall, bei dem man die Todesursache nicht mehr ganz sicher auf den Schlag zurückführen kann. Gerichtsmedizin gab es noch nicht. Je größer der Abstand zwischen Schlag und Tod ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit einer unrechtmäßigen Verurteilung. Daher wird von einer Bestrafung abgesehen. Der Sklavenbesitzer schneidet sich ohnehin ins eigene Fleisch, wenn er seine Sklaven in dieser Weise behandelt.

Macht das Sinn?
Liebe Grüße
Stefan

Gestellt am Montag, 08. Oktober 2012, 17:49 Uhr

Frage zu 2. Mose-21

Frage zum Bundesbuch (Kapitel 21-23)

Warum sind nur einzelne Teile des Bundesbuches für uns heute noch wichtig?

Die 10 Gebote versuchen wir heute noch zu halten. Man lernt sie im Konfi-Unterricht auswendig und sie gelten als “Regeln” für das Leben eines Christen. Warum haben die anderen Gesetze/Gebote die hier dem Volk Israel gegeben werden keine Bedeutung mehr für das Christentum?

Antwort

Lieber Leser.

Das ist eine spannende Frage. Nun, die Frage ob selbst die 10 Gebote heute noch zu halten sind, wird von verschiedenen Vertretern verschiedener theologischer Schulen etwas anders gesehen. Kurz zusammengefasst, meint ein reformierter dass die 10 Gebote heute noch für Christen gelten, der Dispensationalist würde erklären, dass man im NT die 10 Gebote 1. nicht als Gebote aufgelistet findet und wenn man sie findet dann 2. nur in “Prinzipienform”, so hat z.B. Arnold Fruchtenbaum festgestellt dass 9 der 10 Gebote im NT erwähnt werden. Das Gebot das nicht erwähnt wird ist das Sabbatgebot.

Für weitere Infos siehe dazu:
Thomas Schirrmacher (2003) Ethik, VTR (reformiert)
Arnold Fruchtenbaum (2010) Gesetz und Gesetzlichkeit, CMD

Zu der Frage warum heute die Gebote Gottes im AT nicht mehr für uns Christen gelten. Hier sind sich alle Ausleger aus den verschiedenen Richtungen, bis auf wenige Details durchwegs einig. Kurz geantwortet:
Als allgemeine Grundlagenliteratur zum Thema würde ich dir den Hebräerbrief empfehlen.
Aus der Schrift sehen wir, dass alle Gebote des AT, im besonderen die “zeremonial Gesetze” also die Opferriten, ein gewisser Wegweiser auf Christus hin waren. D.h. sie sollten den AT gläubigen Juden auf das Kommen des Messias vorbereiten. In Hebräer 10:1a heißt es:
bq. Das Gesetz lässt also nur ein Schattenbild der künftigen Güter erkennen, nicht die Gestalt der Dinge selbst.

Die jüdischen Feste deuteten in erstaunlicher Weise auf das Leben und Opfer Jesu hin: siehe zum Beispiel das Passahfest (2.Mose 12). Das war das Fest, welches das Volk Israel alljährlich als Gedenkfeier für den Auszug aus Ägypten feiern sollte. Es musste ein makelloses Lamm geschlachtet, als ganzes am Feuer gebraten und mit ungesäuertem Brot verzehrt werden. Das Blut des Lammes musste beim Auszug aus Ägypten an den Türpfosten angebracht werden. An den Türen an denen das Blut angebracht war ging Gott schonend vorüber, bei den Ägyptern, welche kein Blut angebracht hatten, starben die Erstgeborenen.

Im NT sehen wir folgendes: Jesus selbst wird das “Lamm Gottes” genannt (Joh 1:29), wir sind vor unserer Bekehrung zu Jesus Sklaven der Sünde (Rö 6:17) (AT: Ägypten) und müssen ihr dienen. Durch den Glauben an Jesu Opfer (AT: Opferblut des Lammes) entgehen wir dem Gericht Gottes (AT: Tod des Erstgeborenen) und sind nun auf unserem Glaubensweg (AT: Wüstenwanderung), wir sollen uns auf diesem Weg heiligen (AT Glaubenskämpfe während der Wanderung) bis wir in die Herrlichkeit zu Gott gelangen (AT: verheißenes Land).
An der Geschichte sieht man mehr als nur den Vorschatten der Gebote. Man sieht, wie das gesamte AT in erstaunlicher Weise auf Christus hindeutet. Weil in Jesus dies alles zur Erfüllung kommt müssen wir sie heute nicht mehr halten.
Das ist aber nicht zu verwechseln mit dem Gehorsam gegenüber dem im NT geoffenbarten Willen Gottes und seinen Geboten, die müssen wir natürlich schon halten! (Hebr 12:14; Rö 1:5; Rö 6:17)

Gottes Segen
Florian

Gestellt am Sonntag, 05. Jänner 2014, 11:37 Uhr