4. Mose-20

Nach 40 Jahren an der Grenze des Landes

1 Die ganze Menge der Israeliten kam nun in die Wüste Zin. Das war im April(1). Sie blieben in Kadesch. Dort starb Mirjam und wurde auch dort begraben.

2 Als das Volk kein Wasser mehr hatte, rotteten sich die Leute gegen Mose und Aaron zusammen.

3 Sie waren wütend auf Mose und sagten: "Wären wir doch umgekommen wie die anderen, die Jahwe sterben ließ!

4 Warum habt ihr die Gemeinde Jahwes in diese Wüste gebracht? Damit wir hier sterben, samt unserem Vieh?

5 Warum habt ihr uns überhaupt aus Ägypten herausgeführt? Um uns an diesen bösen Ort hier zu bringen? Hier kann man nicht säen, es gibt keine Feigenbäume, keine Weinstöcke, keine Granatapfelbäume, nicht einmal Wasser zum Trinken!"

6 Mose und Aaron gingen aus der Versammlung weg zum Eingang vom Zelt der Gottesbegegnung und warfen sich dort nieder, mit dem Gesicht zum Boden. Da erschien ihnen die Herrlichkeit Jahwes.

7 Jahwe sagte zu Mose:

8 "Nimm den Stab und versammle die Gemeinde, du und dein Bruder Aaron. Sprecht dann vor ihren Augen zu dem Felsen, dass er sein Wasser hergebe. So wirst du ihnen aus dem Felsen Wasser hervorbringen und Menschen und Vieh zu trinken geben."

9 Mose nahm den Stab, der im Heiligtum vor Jahwe lag, und tat, wie ihm befohlen war.

10 Zusammen mit Aaron brachte er die Menge vor dem Felsen zusammen und rief: "Hört her, ihr Widerspenstigen! Können wir denn aus diesem Felsen Wasser für euch hervorkommen lassen?"

11 Mose hob den Stab und schlug damit zweimal gegen den Felsen. Da kam viel Wasser heraus, sodass Menschen und Vieh genug zu trinken hatten.

12 Da sagte Jahwe zu Mose und Aaron: "Weil ihr mir nicht vertraut und mich den Israeliten nicht als heilig vor Augen gestellt habt, dürft ihr diese Gemeinschaft nicht in das Land bringen, das ich ihnen gegeben habe."

13 Das ist die Quelle von Meriba, Vorwurf, weil die Israeliten hier Jahwe Vorwürfe machten, und er sich ihnen als der Heilige erwies.

14 Von Kadesch aus schickte Mose Boten an den König von Edom. Sie sollten ihm Folgendes ausrichten: "So spricht dein Bruder Israel: Du weißt, was wir alles durchgemacht haben.

15 Unsere Vorfahren zogen nach Ägypten und haben lange dort gewohnt. Aber die Ägypter behandelten uns und unsere Väter schlecht.

16 Da schrien wir zu Jahwe, und er hat uns gehört. Er schickte einen Engel, der uns aus Ägypten herausführte. Und nun sind wir in Kadesch, einer Stadt am Rand deines Gebiets.

17 Lass uns doch durch dein Land ziehen! Wir werden eure Felder und Weinberge nicht betreten und auch kein Wasser aus den Brunnen trinken. Wir werden auf der Königsstraße bleiben und keinen Schritt von ihr abweichen, solange wir durch dein Gebiet ziehen."

18 Doch Edom ließ Mose sagen: "Du wirst nicht bei mir durchziehen, sonst werde ich gegen dich kämpfen."

19 Die Israeliten versicherten noch einmal: "Wir wollen auf der festen Straße bleiben. Und wenn wir oder unser Vieh Wasser brauchen, werden wir es euch bezahlen. Wir kommen zu Fuß und wollen nur durch euer Land hindurch, weiter nichts."

20 Doch Edom sagte: "Du wirst nicht durchziehen!" und rückte mit starker Heeresmacht gegen sie aus.

21 So weigerte sich Edom, Israel durch sein Gebiet ziehen zu lassen. Deshalb wählten die Israeliten einen anderen Weg.

22 Sie brachen von Kadesch auf, und die ganze Gemeinschaft der Israeliten kam zum Berg Hor(2), 23 der an der Grenze des Landes Edom liegt. Dort sagte Jahwe zu Mose und Aaron:

24 "Aaron wird nun mit seinen Vorfahren vereint werden, denn er soll nicht in das Land kommen, das ich den Israeliten gegeben habe, weil ihr euch am Wasser von Meriba gegen meinen Befehl aufgelehnt habt.

25 Steig mit Aaron und seinem Sohn Eleasar auf den Berg Hor!

26 Dort ziehst du Aaron die Amtsgewänder aus und legst sie seinem Sohn Eleasar an. Aaron wird dort sterben und mit seinen Vorfahren vereint werden."

27 Mose machte es so, wie Jahwe ihm befohlen hatte. Vor den Augen der ganzen Gemeinschaft stiegen sie auf den Berg Hor.

28 Mose streifte Aaron die Amtsgewänder ab und legte sie dessen Sohn Eleasar an. Aaron starb dort auf dem Gipfel des Berges. Und Mose stieg mit Eleasar wieder den Berg hinab.

29 Die ganze Versammlung sah nun, dass Aaron gestorben war. Dreißig Tage lang trauerte das ganze Haus Israel um Aaron.

Anmerkungen

(1) Wörtlich: im 1. Monat. Ein Vergleich von V. 22-29 mit Kapitel 33,38 zeigt, dass es sich um das 40. Jahr nach dem Auszug aus Ägypten handelte, also 1406 v.Chr.

(2) Berg Hor. Vielleicht ist der Hor Hahar im Massiv des Dschebel Madeira südlich vom Toten Meer gemeint.

Dieses Kapitel ist durchzogen von Traurigkeiten und Rückschlägen. Mirjam und Aaron sterben, das Volk lehnt sich wieder einmal auf, weil es nichts zu trinken gibt und sie behaupten, in Ägypten sei alles besser gewesen. Nachdem das Volk dann doch mit Wasser versorgt wurde, verweigern die Edomiter dem Volk den Durchzug.

Auch in diesem Kapitel gibt es
… eine Ermutigung:
Mose wird mit Schwierigkeiten konfrontiert und legt einen nachahmenswerten Zug an den Tag: Er sucht sofort Gott und bringt ihm das Anliegen, da er überfordert ist.
… und eine Ermahnung:
Mose und Aaron sind bei der Ausführung des Befehls nicht “ganz” gehorsam gewesen (V12.24). Oberflächlich betrachtet könnte man meinen, sie haben getan, was Gott befohlen hat. Ist Gott etwa kleinlich? Warum diese harte Strafe? Es gibt verschiedene Theorien darüber, worin genau ihr Fehler bestand:

  • dass Mose den Felsen geschlagen hat, statt nur zu ihm zu reden, und das auch noch zweimal
  • dass er gesagt hat, “werden wir euch wohl aus diesem Felsen Wasser verschaffen”, als ob es Mose und Aaron und nicht Gott wären, die das Wunder vollbringen.

Mit Sicherheit wissen wir Folgendes, weil es ausdrücklich in der Bibel steht:

  • dass sie nicht (in der rechten Art und Weise) glaubten, d.h. auf das, was Gott gesagt hatte, vertrauten, und dadurch den Herrn nicht vor dem Volk heiligten (4. Mose 20,12)
  • dass sie widerspenstig waren gegen den Herrn (4. Mose 27,14)
  • dass sie untreu waren und nicht den Herrn heiligten (5. Mose 32,51)
  • dass Mose sich erbittern ließ und unbedacht redete (Psalm 106,32-33)

Mose kam in seiner stärksten Charaktereigenschaft zu Fall. Wir lesen in 4. Mose 12,3, dass Mose der sanfmütigste Mann auf der ganzen Erde war. Daher rechnete wohl niemand – auch er selbst nicht – damit, dass ihm die Geduld reißen und er im Zorn gegen Gott und das Volk handeln würde. Wie sehr müssen wir auf der Hut sein, selbst oder gerade auch in den Bereichen, wo wir uns stark fühlen.

Frage zu 4. Mose-20

Wissen wir noch etwas genaueres über Aarons Tod?

Antwort

Soweit mein Wissen reicht, nichts.
Lg Lukas

Gestellt am Montag, 21. März 2011, 20:36 Uhr